Der Wiederaufbau
Werkstattbericht YAMAHA TX 750
2. Teil
Nachdem der Motorblock nun also wieder zusammengefügt war, konnte mit der Montage der Kupplung, der Ölpumpe und den diversen Abdeckungen weiter gemacht werden. Der Stator der Lichtmaschine konnte nach gründlicher Reinigung wieder an seinem Platz innerhalb der linken Abdeckung festgeschraubt werden.

Beim einsetzten der Abdichtung wurde trotz einer
der beiden Wellendichtringe verletzt. Also musste zuerst Ersatz
beschafft werden damit auch diese Arbeit mit gutem Gefühl abgeschlossen
werden konnte.
Sämtliche Motorendichtungen (mit Ausnahme der
Zylinderkopfdichtung) habe ich dünn mit hitzebeständigem Silikon
eingestrichen. Dadurch wird nicht nur die Funktion der Dichtung
verbessert, auch ein späteres Ablösen - sollte der Motor wieder mal
geöffnet werden - ist dann einfacher zu bewerkstelligen.
Eine besondere Herausforderung war natürlich das
einsetzen der Ausgleichswellen. Gerade bei dieser Arbeit war ,tüfteln,
kontrollieren, vergleichen mit den Fotos der Demontage und viel, viel
mechanische Erfahrung seitens meines Freundes gefragt um die Gewichte so
in den knappen Platz im innern des Motors einzubringen, dass sie ihre
Funktion ausüben konnten.
Der Zylinder, die beiden Kolben und der
Zylinderkopf waren immer noch zur Bearbeitung im Zylinderschleifwerk.
Daher musste ich den Zusammenbau des Motors erstmal ruhen lassen.

Von hinten nach vorne
Bis ich mit dem Motor weiter machen konnte widmete ich die Zeit nun dem Zusammenbau des Fahrwerkes. Die Lager des Lenkkopfs und der Schwinge waren ja bereits zu einem früheren Zeitpunkt gewechselt worden (siehe Werkstattbericht 1. Teil). Nach dem Prinzip ‚von hinten nach vorne’ kamen zuerst die hintern Stossdämpfer wieder ans Moped.
Bis ich mit dem Motor weiter machen konnte widmete ich die Zeit nun dem Zusammenbau des Fahrwerkes. Die Lager des Lenkkopfs und der Schwinge waren ja bereits zu einem früheren Zeitpunkt gewechselt worden (siehe Werkstattbericht 1. Teil). Nach dem Prinzip ‚von hinten nach vorne’ kamen zuerst die hintern Stossdämpfer wieder ans Moped.

Dann das Schutzblech vom hinteren Rad. Weiter
ging’s mit dem Batteriekasten, dem Zentralständer bevor ich mich dann
irgendwann daran machte die Gabel vorne zu komplettieren. Bei beiden
Holmen wurde das Gabelöl abgelassen und die Gabelholme gründlich
ausgewaschen.

Eine optische Kontrolle bestätigte die nach wie vor
einwandfreie Funktionsweise aller Federn und Dichtungen. Irgendeinmal
war’s dann soweit: Nachdem beide Räder provisorisch montiert worden sind
konnte das Motorrad auf den Zentralständer gestellt werden. Erst jetzt
würde sich zeigen ob die im 1. Teil
beschriebenen Schweissarbeiten am unteren Teil des Rahmens präzise
und korrekt ausgeführt wurden. Und siehe da, alles passte ganz genau
zusammen. Die TX Stand nun wieder genauso auf ihrem Hauptständer wie sie
muss; das hintere Rad ein paar Zentimeter in der Luft.

Elektromontage
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen die TX wieder zu verkabeln. Der bestehende Kabelbaum war nicht mehr zu retten, auf dem Internet entdeckte ich einen einigermassen gut erhaltenen Original-Kabelbaum und für knapp CHF 200.— war er alsbald mein. Immerhin dürfte man bei so einem Kauf doch erwarten dass wenn die Sache auch gebraucht ist, sie doch wenigstens einigermassen gereinigt angeliefert wird. Nun, nachdem ich den Kabelbaum eigenhändig gereinigt hatte konnte er massgenau verlegt werden.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen die TX wieder zu verkabeln. Der bestehende Kabelbaum war nicht mehr zu retten, auf dem Internet entdeckte ich einen einigermassen gut erhaltenen Original-Kabelbaum und für knapp CHF 200.— war er alsbald mein. Immerhin dürfte man bei so einem Kauf doch erwarten dass wenn die Sache auch gebraucht ist, sie doch wenigstens einigermassen gereinigt angeliefert wird. Nun, nachdem ich den Kabelbaum eigenhändig gereinigt hatte konnte er massgenau verlegt werden.
Eine praktische Hilfe dazu gibt es im
Service-Handbuch von Yamaha wo jede Kabellage und Kabelbefestigung exakt
dokumentiert wird. Es folgte nun die Montage einzelner
Elektrokomponenten: Widerstand, Kondensatoren, hinteres Licht, alle
Blinker, Anlasser-Relais und der Spannungsregler, etc. Sämtliche
Kontakte wurden dabei gereinigt, justiert und mit Kontaktfett versehen.
‚Aufmöbeln’ der Bremsen
Eine weitere wichtige Aufgabe war die Restaurierung der vorderen doppelten Scheibenbremsen.
Eine weitere wichtige Aufgabe war die Restaurierung der vorderen doppelten Scheibenbremsen.


Ich habe alle Bremssättel zerlegt, die
Bremszylinder heraus genommen und sämtliche Gummiteile entfernt und
umgehend entsorgt. Die Bremssättel konnten (mechanisch) gereinigt
werden. Für die Gummimanschetten und die Staubdichtringe in den
Bremssätteln gibt es im Internet sog. Reparaturkits welche jeweils
sämtliche Verschleissteile eines Bremssattels beinhalten. Diesbezüglich
hatte ich ja bereits Erfahrung beim restaurieren der XS2 (siehe
entsprechender Werkstattbericht) gesammelt und konnte nun davon
profitieren. Die Weiterverwendung der Schlauchleitungen für die Bremsen
konnte natürlich nicht mehr verantwortet werden.
Originalen Ersatz gibt es heute keinen mehr, daher
die Umrüstung auf Stahlflex-Leitungen. Um dem Orignal-Look möglichst zu
entsprechen, lasse ich diese jeweils auf Mass und mit einem schwarzen
Kunststoffüberzug herstellen.

Für die beiden Bremsscheiben konnte ich aus allen
verfügbaren die noch besten zwei auswählen und an die Radnabe des
vorderen Rades montieren. Sämtliche Montageschrauben wurden erneuert und
mit Drehmoment korrekt festgezogen. Auch die Sicherungsbleche für die
Bremsscheiben-Schrauben wurden ersetzt. Den Hauptbremszylinder der
Armaturen hatte ich auch zu einem früheren Zeitpunkt neu lackiert.
Dieser wurde nun mit den am besten erhaltenen
Innenteilen der Bremsflüssigkeitspumpe am Lenker montiert und an die
neue Bremsleitung angeschlossen. Nun konnten die neuen Bremsbacken inkl.
der Antiquietschbleche eingesetzt und mit der Entlüftung der
Bremsleitungen begonnen werden. Die Funktionsweise der Bremsanlage war
den auch von Anfang an gut. Allerdings schien mir die Bremsreibung beim
öffnen der Bremsen immer etwas hoch zu sein. Das Rad liess sich auch bei
gelöster Bremse nur mit erheblichem Kraftaufwand drehen. Da ich auf
Nummer sicher gehen wollte schraubte ich die Bremszangen vorne wieder ab
um zu kontrollieren ob alles wirklich korrekt montiert war. Alles war
bestens und so entschied ich die Bremsenkomponenten wieder zu montieren.
Letztlich gab es ja an der Bremswirkung selber nichts zu bemängeln.


Zusammenbau der Zylinder
Nun endlich war es soweit und die Komponenten der beiden Zylinder konnten in perfekt restauriertem Rahmen abgeholt werden. Als nächstes konnten die Ventilfedern wieder eingesetzt werden. Ich entschied mir für die Weiterverwendung der Kolben und Zylinder im Standard-Mass. Das andere Zylinder-Kolben Paar mit dem 2.ten Übermass lagerte ich stattdessen ein, um diese als Ersatzteile aufbewahren zu können. Um den Zylinder wieder aufsetzen zu können mussten zuerst die Kolben einzeln bis ca. zur Hälfte in den Zylinderkörper eingeschoben werden.
Nun endlich war es soweit und die Komponenten der beiden Zylinder konnten in perfekt restauriertem Rahmen abgeholt werden. Als nächstes konnten die Ventilfedern wieder eingesetzt werden. Ich entschied mir für die Weiterverwendung der Kolben und Zylinder im Standard-Mass. Das andere Zylinder-Kolben Paar mit dem 2.ten Übermass lagerte ich stattdessen ein, um diese als Ersatzteile aufbewahren zu können. Um den Zylinder wieder aufsetzen zu können mussten zuerst die Kolben einzeln bis ca. zur Hälfte in den Zylinderkörper eingeschoben werden.


Gerade so tief, dass man die Bolzen der
Pleuelstangen gerade noch durch die entsprechenden Bohrungen
durchschieben und mit dem Federring fixieren konnte. Wenn das erledigt
ist kann der Zylinder nun bis zu den Motorschalen abgesenkt werden. Die
acht Stehbolzen welche den Zylinder fixieren dienen auch der Befestigung
des Zylinderkopfes.
Also war dies der nächste Schritt nachdem die
wichtige Kopfdichtung korrekt aufgesetzt und alles nochmals kontrolliert
worden ist. Bei all diesen Schritten sollte das Durchführen der
Steuerkette nicht vergessen werden, da einem sonst ein nachträgliches ‚gefrimmel’
beim Einziehen blüht. Wenn es aber dann soweit ist, steht dem
festschrauben des Zylinders nichts mehr im Weg. Eine Schraube nach der
andern kann nun mit dem Drehmomentschlüssel fixiert werden. Spätestens
zu diesem Zeitpunkt bemerkt man dann auch was einem blühen wird, sollte
man nach ein paar 100km Fahrbetrieb die Zylinder(kopf) Schrauben
nachziehen wollen…


Jetzt erkennt man dass man dies nur tun kann wenn
man wieder genau bis an diesen Punkt zurückbaut. Das heisst im Klartext:
Motor raus, Ventildeckel runter, Steuerkette öffnen,
Nockenwellenhalterung samt -welle runter. Also konnte ich mir bereits
jetzt die Arbeitsschritte einprägen welche dann, wenn alles normal
laufen sollte, in ein paar Wochen wiederholt werden müssten. Nachdem
Nockenwelle, Steuerkette und Kipphebel montiert waren und die
Steuerkette unter Spannung gesetzt wurde, konnte auch bereits das
Ventilspiel auf die geforderten 0.05mm eingestellt werden

Schnell war dann einmal der Ventildeckel aufgeschraubt und der Motor
somit für die ‚Verheiratung’ mit dem Rahmen bereit.

Trotz der unschätzbaren Erleichterung durch den
Gebrauch des Werkstattkranes ist das ‚einfädeln’ des Motors in den
Rahmen bei der TX750 ein äusserst schwieriges Unterfangen. Die
Yamaha-Techniker (ver)schenken hier rein gar nichts. Wenn der Motor auf
der richtigen Höhe ist, muss er erst etwas vorgeneigt werden damit der
in den Rahmen rein passt.
Danach kann er hinten wieder abgesenkt und als
Erstes mit den unteren Befestigungsschrauben festgemacht werden.
Als nächsten Schritt habe ich dann gleich die Badezimmer’ Kühlleitungen eingefädelt und in Position gebracht. Auch die beiden Auspuffrohre wollte ich mal angeschraubt haben um zu kontrollieren ob alles passt.
Als nächsten Schritt habe ich dann gleich die Badezimmer’ Kühlleitungen eingefädelt und in Position gebracht. Auch die beiden Auspuffrohre wollte ich mal angeschraubt haben um zu kontrollieren ob alles passt.
Weiterer Aufbau
Als Nächstes wurden nun auch die restlichen elektrischen Verbindungen an Motor, Instrumentenbrett und anderen Verbraucher angebracht und die ganze Elektroinstallation auf ihre Funktionalität getestet.
Als Nächstes wurden nun auch die restlichen elektrischen Verbindungen an Motor, Instrumentenbrett und anderen Verbraucher angebracht und die ganze Elektroinstallation auf ihre Funktionalität getestet.


Schon bald einmal brannte dabei die erste Sicherung
durch. Immer wieder wenn das Abblendlicht eingeschaltet wurde
verabschiedete sich die 15A Sicherung mit einem grauen Räuchlein. Zuerst
hatte ich die ‚Reserve Lighting’ Box in verdacht: War sie ev. defekt und
störte dadurch die gesamte Fahrzeugelektrik? Nach einiger Zeit des
Suchens war die Ursache für den Kurzschluss gefunden: Eine eingeklemmte
Ader am Lichtschalter der linken Armatur verursachte den Kurzschluss
immer dann, wenn das Licht entsprechend umgeschaltet wurde. Nach dem
Isolieren der defekten Kabelummantelung funktionierten die Lichter inkl.
der Blinker tadellos.
Der Finish
Nun wurde das Motorrad gezielt für den ersten Start des Motors vorbereitet. Die Zündzeiteinstellung mittels Unterbrecherplatte exakt justiert. Zündkerzen rein. Die Vergaser mussten noch ran, ebenso der Luft- und der abenteuerliche Oelfilter. Die neue Kette wurde nun über die Antriebsritzel gezogen. Eine neue Batterie stand auch bereit, ebenso der aus USA ‚eingeflogene’ Original-Sattel. In der Aufregung hatte ich noch fast vergessen das Öl (20W50 mineralisch) einzufüllen…. Doch nun konnte endlich versucht werden dem Motor neues Leben einzuhauchen.
Nun wurde das Motorrad gezielt für den ersten Start des Motors vorbereitet. Die Zündzeiteinstellung mittels Unterbrecherplatte exakt justiert. Zündkerzen rein. Die Vergaser mussten noch ran, ebenso der Luft- und der abenteuerliche Oelfilter. Die neue Kette wurde nun über die Antriebsritzel gezogen. Eine neue Batterie stand auch bereit, ebenso der aus USA ‚eingeflogene’ Original-Sattel. In der Aufregung hatte ich noch fast vergessen das Öl (20W50 mineralisch) einzufüllen…. Doch nun konnte endlich versucht werden dem Motor neues Leben einzuhauchen.

Der erste Start nach dem Neuaufbau kann hier auf einem Video mitverfolgt werden.
Es brauchte nach dem ersten Start noch einige Nacharbeiten und
Feinjustierung bis das Motorrad am 20. Juni 2013 zur Prüfung
geführt werden konnte. Die Prüfung selber war dann nur noch reine
Formsache: Die TX750 Überstand die behördliche Kontrolle ohne Fehl und
Tadel und bekam auch problemlos den Veteranenstatus zugeteilt.

Das Motorrad fand im Frühjahr 2020 einen neuen Besitzer.
Es wurde seit
der hier beschriebenen Restauration rund 6'000 km weit bewegt.
Darunter
waren auch die Teilnahme an mehreren TX750 Treffen in Deutschland.