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Ein Bubentraum wird wahr
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Eine 650er Yamaha XS war schon lange ein Traum. Dieses Motorrad aus den 1970er Jahren mit seinem speziell ‚englischen’ Motor war bereits zu der Zeit, als ich noch zu den Motorradfahrer aufschauen musste (oder durfte), ein Traum gewesen. Doch an einem sonnigen Novembertag des Jahres 2011 sollte sich die einmalige Gelegenheit eröffnen. Durch einen Kollegen bekam ich ‚Wind’ von einem ‚zerlegten’ XS, der in einer Scheune stehen und dort auf einen Abnehmer warten sollte. Sofort suchte ich den Kontakt zum Besitzer und bereits am nächsten Tag war ich vor Ort um das Bike zu besichtigen. |
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Der Motor war bereits sauber vom Fahrwerk getrennt
und bereits teilweise poliert worden. Das Fahrwerk stand komplett
zusammengebaut da, einzig der Drehzahlmesser war nicht mehr vorhanden.
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Getrennte Wege |
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Das Fahrwerk liess ich auf dem Lift stehen. Es muss
dort warten, bis die Werkstatt für die Montage wieder bereit ist… |
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Nach einer ersten Reinigung liess ich das Motorenöl
auslaufen um danach den Anlasser ausbauen und zerlegen zu können. Im
Anlasser war nichts Auffälliges zu sehen. Der Kupferkollektor war zwar
etwas eingeschwärzt aber ohne Schleifspuren. Daher entschied ich mich
diesen mit 800er Schleifpapier abzuziehen, aber nicht abdrehen zu
lassen. Die Kohlebürsten hatten noch ca. 2mm Reserve bis zur
Min-Markierung. Da ich wusste, dass für solche Einzelanfertigungen die
Lieferfristen relativ lange sind entschied ich mich, bereits jetzt ein
neues Set fertigen zu lassen. |
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Der Anlasser Mantel wurde gereinigt, angeschliffen, abgeklebt und frisch in schwarz gespritzt. |
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Da die
Wiederherstellung der Yamaha AS3 bis auf Weiteres noch nicht
abgeschlossen sein würde, konnte ich an der XS2 nur sporadisch weiter
machen. |
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Damit ich die fragilen Sackgewinde im Alugussgehäuse des Motors nicht überstrapazierte kaufte ich mir vorgängig einen Drehmomentschlüssel für Anzugsmomente von 5 Nm – 25 Nm. Die sechs M6 Schrauben sollten gemäss Angaben auf einschlägigen Internetseiten mit 10 Nm angezogen werden. Dennoch begann die eine Schraube kurz vor erreichen des Toleranzwertes ‚durchzudrehen’…. Dies wollte ich auf keinen Fall so stehen lassen und besorgte ein passendes Reperatur Set à la HeliCoil. |
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Das mittels Gewindeeinsatz reparierte
Schraubengewinde ist in der nebenstehenden Grafik rot eingekreist. Beim
erneuten Anbringen des Sumpfdeckels war das Problem auch noch bei einem
zweiten Gewinde spürbar, allerdings konnte ich dort eine neue., etwas
längere Schraube eindrehen welche das Anzugsmoment von 10 Nm problemlos
erreichte. Aus diesem Grund habe ich auf eine Coil Reparatur verzichtet. |
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Nachdem die
Revision der Yamaha AS3 Ende Februar 2012 beendet werden konnte,
war der Lift in der Werkstatt frei für die XS2. |
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Die restlichen Motorenhalterungen will ich zuerst noch ein bisschen aufpäppeln (schwarz spritzen) und auch der Doppelkondensator welcher zwischen der Zylinderkopf Aufhängung montiert ist, will ich bei dieser Gelegenheit gleich erneuern.
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So wurde mir beispielsweise ein Hauptständerbolzen
Ersatz aus Österreich zugesandt (kostenlos!), da der aktuelle
vollständig ausgeschlagen war und ich weder bei eBay noch in den
einschlägigen (Internet-) Shops einen finden konnte. So kam das Motorrad
also langsam aber sicher wieder zusammen: Auspuffrohre,
Batteriehalterung, Seitenkästen, Fussrasten Lampentopf, etc. Nun konnte
man wieder erkennen was es einmal war und was es schon bald wieder sein
wird. |
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Als nächste Herausforderung warteten die elektrischen Anschlüsse auf ihre Wiederherstellung. Hier hatte ich mit den beiden Motorrädern (Suzuki M15D und Yamaha AS3) bereits ein bisschen Erfahrung sammeln können. Ich wusste, dass grundsätzlich alle gleichfarbenen Kabellitzen zusammen gesteckt werden können. Schon bald einmal hatte ich die Lichter wieder ‚beieinander’ und ein kurzer Test ergab, dass an den Kerzen die erforderlichen Zündfunken sprangen. Um nichts zu riskieren habe ich danach die Unterbrecherkontakte geprüft und bemerkt, dass sie noch in einem passablen Zustand waren. |
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Vergaser und Benzinzufluss |
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Nun wollte ich das Motorrad weiter zusammenbauen mit dem Ziel, bald einmal den Motor starten zu können um weiteren Aufschluss über dessen Zustand zu bekommen. Also widmete ich mich dem Tank. Es war noch Flüssigkeit drin... wahrscheinlich war das einmal Benzin gewesen, mittlerweile aber nur noch ein stinkender ‚Pinselreiniger’. Dieser wurde in einen entsprechenden Sammelbehälter geschüttet und der Tank danach mit Spiritus mehrfach gespült. Dabei löste sich auch Flugrost aus dem Tankinneren welcher sich in den rund 6-7 Jahren Standzeit gebildet hatte. Entsprechend mussten auch die beiden Benzinhahnen gereinigt werden. |
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Dazu mussten sie abgeschraubt und in ihre Einzelteile zerlegt werden. Auch hier hat mir die Erfahrung mit dem Benzinhahn der AS3 geholfen die neuralgischen Stellen gleich zu finden. Die Dichtungsgummis waren nicht mehr wirklich gut, aber ich hatte keine Alternative und versuchte diese so gut es ging in Stand zu stellen. Auch sämtliche Dichtungsmasse an den Benzinhahnen und am Tank wurde entfernt bis alles wieder ordentlich sauber war. Die Benzinhahn-Flansche zum Tank versuchte ich mit selbst ausgeschnittenen Dichtungen wieder so hinbekommen, dass sie dicht sind. Ein erster Test mit neuem Benzin bestätigte dies und |
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auch aus den wieder zusammengebauten Hähnen rann im
geschlossenen Zustand kein (oder kaum) Benzin heraus. |
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Die originalen Bremsschläuche sahen bereits etwas ausgemergelt aus, genauso wie die gummigepufferten Halterungen. Der Bremssattel war dann zwar schnell in beide Hälften zerlegt, aber die beiden Bremskolben hatten es in sich. Sie waren komplett festgehockt. Weder mechanisch noch mit Unterstützung von Druckluft liessen sie sich bewegen und schon gar nicht heraus nehmen. Nach langem Proben blieb mir nichts anderes übrig als den Bremssattel wieder zusammen zu schrauben, die Bremsschläuche zu montieren und die Bremskolben mittels Pumpen von Bremsflüssigkeit durch den Hauptbremszylinder heraus zu drücken. |
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Die letzten paar Millimeter konnte ich sie
schliesslich mit einer Rohrzange fassen und mit viel Kraft aus dem
Sattel herauslösen. Für die Revision der Bremse bestellt ich sämtlich
Teile (ausser dem Bremssattel und den Bremszylinder) neu. Sowohl zwei
neue Bremskolben wie auch die Dichtungsmanschetten wurden ersetzt. Zwei
neue Bremsbeläge und dazu passenden Antiquietschbleche. Die
Bremsschläuche wurden nach Muster passgenau aus Stahlflex gefertigt. Das Wochenende vor der Prüfung
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