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Nicht die Winterkälte war es die nach einer Pause verlangte, vielmehr
die Entwicklungs-Projekte und Aufgaben die im Büro anstanden. Deshalb
blieb ‚die Dicke‘ für einige Monate und bis weit in das Frühjahr 2015
unangetastet auf dem Werkstattlift stehen. Allerdings hatte ich nun alle
benötigten Teile beieinander, so dass die Weiterführung des
Restaurationsprojektes ab März 2015 zügig voran gehen konnte.
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Auch bei diesem Restaurationsprojekt von zentraler Bedeutung: Minutiöses
reinigen und kontrollieren aller wichtigen Komponenten. Hier die beiden
Gabelholme zerlegt auf der Reinigungseinrichtung unserer Werkstatt.
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Fortsetzung von Teil 2...
Zwischenzeitlich war die Vergaserbatterie bereits im Ultraschallbad
gelegen und wieder fit für die spätere Montage. Ebenso die Tankhähne
welche komplett demontiert und gereinigt worden waren.
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Eines der zentralen Elemente für eine problemlose Kraftstoffzufuhr:
Beide Tankhähne nach der gründlichen Ultraschallreinigung bereits wieder
zusammen gebaut und bereit für den Einbau.
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Lenkkopf Lager / Gabel / Vorderrad
Als nächstes wurde das Moped vorne aufgebockt und die Vordergabel
demontiert und in die Einzelteile zerlegt. Die Auswechslung des
Lenkkopflagers ist bereits ein Standard bei meinen Restaurationen und
mit über 70‘000 km auf dem Buckel (vorausgesetzt es wurde noch nie
gewechselt, was ich natürlich nicht mit Bestimmtheit beurteilen kann)
war es an der Zeit hier aktiv zu werden. Man spürte es ja auch beim
Bewegen der Lenkung ob das Lager noch was taugt. |
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Karies pur würde man wohl beim Homo Sapiens diagnostizieren: Dazu
braucht es keine weiteren Ausführungen. Wer mit diesem Lenkkopf
weiterfährt hat sie wohl nicht alle ....

Welch eine Wohltat: .... nach vollbrachtem Austausch der neuen
Lenkkopflager (rechts).
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Die grösste Herausforderung war bei dieser Arbeit das Abziehen des
unteren Ringes auf dem Innenrohr. Dies war eine wirklich äusserst
schwierige und heikle Aufgabe, aber wo ein Wille ist scheint es
tatsächlich auch immer einen Weg zu geben.
Bei der Inspektion der Gabelholme und der Federn zeigten sich
glücklicherweise keine grösseren Mängel. Einfach unglaublich verschmutzt
waren die Teile, vor allem die äusseren. Aber auch innen musste alles
gesäubert werden. Vor dem Zusammenbau kamen neue Öldichtringe rein und
fertig waren die beiden Holme…. und schön anzuschauen sind sie nun auch
wieder.
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So langsam aber sicher läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen:
Die mit Rost durchsetzte vordere, rechte Bremsscheibe 'wanderte' nach
der Reinigung auf das Hinterrad. Nach vorne rückte die gut erhaltene und
baugleiche Bremsscheibe vom hinteren Rad. Das Bild rechts zeigt die
gereinigte Frontpartie nach dem ersten Zusammenbau.
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Beim vorderen Rad fiel vor allem die rechte
Bremsscheibe sofort auf: Sie war, ebenso wie die Bremszange, völlig mit
Rost überzogen. Nicht nur deshalb war eine komplette Zerlegung des
Vorderrades angezeigt. Offenbar war das Bike lange draussen gestanden,
wobei vor allem die rechte Seite dem Wetter ungeschützt ausgesetzt
gewesen sein muss. Entsprechend waren auch die Radlager futsch und so
wurden sie beide gegen neue ausgetauscht.
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Unscheinbar aber wichtig: Die Schwinge nach Reinigung und Neulackierung
bereit zur weiteren Bearbeitung (siehe nächstes Bild)

Einsetzen der neuen Schwingenlager: Deutlich erkennbare Gebrauchsspuren
auf der Lagerschale ganz links, während die neue Lagerschale schon in
der Schwinge eingepresst wurde (linkes Bild). Einbaufertige
Schwingenlagerung auf dem Bild rechts.
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Eine weitere Baustelle waren noch die beiden Seitendeckel und das
Abschlussstück am Sattel. Zudem fehlten ja auch die beiden seitlichen
Zierlisten am Sattel. Diese konnte ich als Reproduktion auf dem Internet
finden und in England für gutes Geld bestellen. Sie waren noch blank und
mussten noch zusammen mit den andern Teilen neu lackiert werden. Also
machte ich mich daran den linken Seitendeckel, der arg ramponiert und
auch gebrochen war, zu reparieren. Wie bei der vorjährigen XJ650 Turbo
Restauration machte ich die Reparatur mit Epoxy-Glasfaser.
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Klebrige Sache: Innenreparatur des linken Seitendeckels mit
Glasfasermatte und 2K-Epoxyharz.
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Nach dem Schleifen und spachteln aller zu lackierenden Teile konnten
diese mit 2K-Lack gespritzt werden. Ich entschied mich für alle
künftigen Spritzarbeiten nur noch die Airbrush Pistole zu benutzen. Um
optimale Resultate zu erhalten muss die 2K-Farbmischung für‘s Airbrushen
um 70% (!) verdünnt werden. Zuerst wurden zwei Schichten schwarz
glänzend aufgetragen. Danach kamen die Decorkleber drauf und darüber
gab‘s dann nochmal eine (Schutz-) Schicht mit Klarlack.
Weitere Lackierarbeiten gab es für das Endstück am Sattel, die hintere
Schwinge, die hinteren Stossdämpfer, die Becher für die Armaturen Tacho
und Drehzahlmesser, sowie für Gabelbrücke und Lenkerbefestigung.
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Bildvorlagen aus dem Internet: Die Lackierarbeiten an verschiedenen
Carossierieteilen sind das Eine. Danach ist millimetergenaues Kleben der
diversen Dekors angesagt.

Einmal mehr stark korrodierte Hinterradfederungen: Auch hier müssen die
hinteren Federungen gründlich gereinigt und bearbeitet werden.
Stundenlanges polieren der Federspiralen und neu lackieren der Dämpfer
gehört zu den Standartarbeiten für eine erfolgreiche Renovierung. Eine
Presse ermöglicht die einfache Demontage der Stossdämpfer.

Labile Angelegenheit: Nach dem Reinigen und Neulackieren der hinteren
Dämpfer müssen diese für den Einbau wieder vorgespannt werden. Trotz
speziell angefertigter Presseinrichtung bleibt das Einsetzen des
Sperrringes eine heikle Aufgabe
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Bremsen
Vor allem die vorderen Bremssättel waren in einem desolaten Zustand. Ein
Bremskolben hatte auch nach dem polieren dermassen tiefe Erosionsspuren
vom Rost dass ich entschied einen neuen zu besorgen. Erneuert wurden
auch sämtliche Gummiteile und die Bremsbeläge.
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Festgefahren: Der Bremskolben auf dem Bild links war definitiv nicht
mehr zu retten. Die Korrosions-Spuren sind auch nach dem Polieren noch
deutlich sichtbar (linker Kolben auf dem Bild rechts). Der überarbeitete
Bremssattel bekommt neue Gummiteile und einen neuen Bremskolben (ganz
rechts auf dem rechten Bild).
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Komplett überarbeitet wurden auch der hintere und der vordere
Bremszylinder und zu guter Letzt gibt’s einen kompletten Satz
Stahlflex-Schläuche für hinten und vorne.
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Restauration der Elektrik
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Äusserliche Erscheinungen für den Projektfortschritt: Die Blinker sind
montiert der Scheinwerfer ist gerichtet. Noch müssen sämtliche Kontakte,
die Armaturen und der Sicherungskasten überarbeitet werden.
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Ausser dem Reinigen und teilweise richten der elektrischen Kontakte
musste ein neuer Sicherungskasten her. Hier bevorzugte ich wie bereits
beim XJ650 Turbo Projekt der Einsatz einer KFZ-kompatiblen Lösung. Bei
den Instrumenten wurden sämtliche Beleuchtungs- und Anzeigelampen
ersetzt. Ansonsten waren die elektrischen Anlagen noch in einem
passablen Zustand und es mussten nur noch die Blinker und die beiden
Hupen montiert und in Betrieb genommen werden.
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Testfahrten und die kleinen Mängel
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'Die Mutter' aller erfolgreichen Renovationen: Ordnung und Sauberkeit am
Werkplatz

Ohne Kompromisse: Bei der Montage sicherheitsrelevanter Komponenten gilt
die Null-Toleranz. Hier das Festschrauben der Bremsscheiben nach
vorgegebenem Drehmoment.
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Auf einer Testfahrt blieb ich einmal stehen weil bei den elektrischen
Kontakten noch ein Wackelkontakt vorhanden war. Nicht nur ärgerlich,
sondern auch 5 km zu Fuss bei sommerlicher Hitze in die Werkstatt
Werkzeug hohlen ... und zurück marschieren!
Probleme gab es teilweise auch bei der Benzinzufuhr wenn sich der Tank
leerte. Die Ursache war eine verklebte Membran bei der Tankentlüftung. |
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Nach getaner Arbeit: Der unvermeidliche vorher-nachher Vergleich ist
immer wieder ein besonderer Genuss!
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Die amtliche Kontrolle fand am 13.07.2015 beim lokalen
Strassenverkehrsamt statt. Das Bike bekam die Freigabe ohne nennenswerte
Beanstandung und erhielt auch den Veteranenstatus zugesprochen.
Endstand 14.08.2015 Diese XS1100 wurde im
Schrauber-Magazin 'Oldtimer Praxis' im Februar 2016 porträtiert.
Hier gibt's den eingescannten Bericht als PDF-Dokument
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